Bevenser Gilde

von 1220

Entstehung der Bevenser Gilde, eine der ältesten in Deutschland.

Bei der Christianisierung unserer langobardischen Heimat wurde die erste Taufkirche um 833 n. Chr. auf dem hohen Ufer der Ilmenau hier in Bevenhusen, der heutigen Stadt Bad Bevensen, errichtet.

Dieser „Wik“, dieser Rastort für Wanderkaufleute und Umschlagplatz der Waren vom Land- auf den Wasserweg und umgekehrt, entwickelte sich zu karolingischer Zeit neben Bardowick, der am Unterlauf der Ilmenau gelegenen Hauptstadt des Bardengaus, zu dem bedeutendsten Ort an den oberen, damals bis hierher schiffbaren Fluß und erhielt Wikrecht als landesherrliches Weichbildpriveleg (Wicbold – Weichbild).

Wie an anderen Orten gleicher Bedeutung und Größe bildete sich auch hier 1220 ein gildeartiger Zusammenschluß.

Dieser gliederte sich allmählich einmal zur Versorgung der durch Seuchen, insbesondere der Pest, und durch kriegerische Ereignisse immer wieder stark dezimierten Bevölkerung und deren Toten in eine Totengilde, die als „Unserer Lieben Frawen Gilde zu Bevensen“ noch heute besteht, und wenn wir den erhaltenen, um 1830 entstandenen Aufzeichnungen vertrauen können, zurückreicht bis in das Jahr 1107, und zum andern in eine Schutzgilde, eine Bürgerwehr, zur Steuerung der nicht zuletzt durch die Berührung mit den von Osten her bis an die Ilmenau vorgedrungenen Wenden noch besonders erhöhten Unsicherheit, sowie zum Dienst an den Befestigungsanlagen, deren letzte Reste während des Dreißigjährigen Krieges 1626 durch Truppen des dänischen Königs niedergerissen und durch einen Wall mit Brustwehr ersetzt wurden.

Das Vorhandensein dieser Schutzgilde wird mit dazu beigetragen haben, das Zisterzienser-Kloster, welches nach unruhvollen von 1237-41 im benachbarten Bohndorf verbrachten Jahren 1336 von Altenmedingen aus, wo ihm inzwischen die Ritter v. Meding Unterkunft und Bleibe gewährt hatten, nach dem am westlichen Ilmenauufer gelegenen Dorf Zellensen, heute Medingen geheißen, zu verlegen, wo es den Schutz dieser Gilde umsomehr in Anspruch nehmen konnte, als Bevensen 1450 in Pfandschaft und ab 1489 in das Eigentum dieses Klosters Medingen kam.

Mit Einführung der Feuerwaffen um 1500 wandelte sich auch unsere Schutzgilde zu einer Schießgilde, der ab 1529 nunmehr auch der Schutz und die Bewachung des bei Durchführung der Reformation durch den Landesherrn, Herzog Ernst den Bekenner, im Zuge der Säkularisation des Klosters gebildeten Amtes Medingen übertragen wurde.

Während die Abholung der Amtsträger von dem Amtssitz Medingen zu den alljährlichen Gildeveranstaltungen durch die gesamte Gilde vom Ausgang des 19. Jahrhunderts an allmählich eingestellt wurde, hat sich die Verbundenheit zwischen Kloster und Gilde bis auf den heutigen Tag erhalten durch die Teilnahme der Äbtissin an dem alljährlichen Ausmarsch der Gilde sowie durch Stiftung von Fahnen seitens des Konvents des Klosters 1848 und abermals 1912.

Die früher einheitliche Schießgilde, deren alte Bürgerwehr-Tradition nach wie vor bei dem Schwarzen-Corps, der Alten Kompanie, verblieb, wurde mit zunehmender Einwohnerzahl 1850 erweitert durch Stiftung eines Jägercorps und 1851 durch Gründung eines dritten Corps, der Blauen-Kompanie, aus der 1869 das Joppencorps, die heutige Schützenkompanie, hervorgegangen ist.

Die nunmehr aus drei Corps bzw. Kompanien bestehende Schützengilde des damaligen Fleckens, seit 1929 Stadt Bevensen, fiel wie alle gleichgearteten Vereinigungen, insbesondere solche mit militärähnlicher Gliederung, unter das generelle Verbot und die Aufhebung durch die ehemaligen Feindkräfte in der britischen Besatzungszone unseres deutschen Vaterlandes am Ausgang des Zeiten Weltkrieges.

Indessen im Geheimen fortlebend, formierte sich mit Genehmigung des englischen Residenzoffiziers unter den Augen der Besatzungsmacht die Schützengilde in ihrer bisherigen Zusammensetzung und gewohnten Gliederung, jedoch unter Beseitigung der Unterstellung unter den Rat der Stadt, der bis dahin über das Wirken, besonders über Einnahmen und Ausgaben der Gilde zu befinden hatte, und dessen den Vorsitz der Gilde führenden Bürgermeister am 25. Mai 1949 neu zu einer selbständigen BEVENSER GILDE, die am 4.10.1950 unter Akz. VR 58 in das Vereinsregister beim Amtsgericht Medingen eingetragen wurde und alsbald dem 1861 gegründeten Deutschen Schützenbund (DSB) beitrat.

Der Deutsche Schützenbund hat als Untergliederungen den 1950 gegründeten Niedersächsischen Sportschützenverband (NSSV) und den 1953 gegründeten Kreisschützenverband Uelzen. 1970 wurde hierdurch die Gilde auch Mitglied des Kreissportbundes Uelzen und gehört somit über den Landessportbund (Fachverband Schießsport) auch dem Deutschen Sportbund an. 1952 wurde der Gilde ein Spielmannszug, 1967 eine Damenschießsport- und Jungschützenabteilung angegliedert.

Vom Wesen der Bevenser Gilde aus einer vom Ursprung her wehrhaften Gemeinschaft hervorgegangen und fußend auf dem Amtsprotokoll vom 27. May 1781, dem von der Königlichen Regierung am 19. November 1796 bestätigten Regulativ vom 26. May 1795, ferner dem „Regulativ zu dem Scheibenschießen zu Bevensen“ vom 7. May 1856, das am 18.1.1865 einige Änderungen erfuhr, dem am 15. Mai vom Königlichen Amt Medingen genehmigten „Grundgesetz zu dem Schützenfeste in Bevensen“ vom 7. Mai 1877 und der „Zusammenstellung der für die Schützenfestfeier zu Bevensen“ gültigen Bestimmungen“ vom 19. Mai 1914 will die BEVENSER GILDE das von den Vätern überkommene jahrhundertealte Brauchtum hüten und pflegen, den Schießsport im Sinne des Deutschen Schützenbundes fördern, den Heimatgedanken in ihrer Stadt festigen und mitwirken zum Besten unserer Heimat und unseres Vaterlandes.

Ungeachtet konfessioneller Zugehörigkeit und politischer, insbesondere partei-politischer Bindung, huldigt die Gilde dem Wahlspruch, der in althergebrachter Weise lautet:

„Seid einig und fröhlich!“